Diesen Satz habe ich schon so oft gehört. Und ja, das kann ich auch wirklich sein: stark. Ich habe gelernt stark zu sein und für mich einzustehen. Ich musste sehr früh selbständig werden, für mich alleine Entscheidungen treffen. Ich habe gelernt alleine zu sein, habe gelernt schwere Zeiten zu meistern. Oft hatte ich einfach keine andere Wahl, als stark zu sein. Sei tapfer, Augen zu und durch. Ich musste oft für mich und meinen Weg kämpfen. Enttäuschungen ertragen und Menschen loslassen.
Und mit der Zeit wurde diese Stärke immer mehr ein Teil von mir. Sie hat mich weit gebracht. Ich weiß was ich will – ich weiß, was ich nicht will. Aber so sehr ich auch nach außen selbstbewusst und stark wirke, so sehr bin ich auch oft unsicher. In vielen Momenten verstecke ich diese Unsicherheit hinter Distanz. Bevor ich die Maske fallen lasse, trete ich lieber den Rückzug an.
Aber ist das so? Sind wir wirklich gleich verletzlich, wenn wir auch mal zeigen, dass wir schwach sind? Oder macht es uns menschlicher? Vielleicht sogar nahbarer. Ich wäre gerne immer und in jeder Situation selbstbewusst. Aber das bin ich eben nicht. Unsicherheit ist auch ein Teil von mir und ich will das auch zulassen dürfen. Immer stark und selbstbewusst zu sein wäre doch auf Dauer auch irgendwie langweilig, oder?
Gefühle zu zeigen ist schwer. Und auch wirklich zu sagen was wir fühlen, ist noch viel schwerer.
Zwischen dem was wir fühlen und dem was wir sagen, liegt oft ein großer Unterschied. Vielleicht liegt das daran, dass wir die Kontrolle nicht abgeben wollen. Uns nicht fallen lassen wollen aus Angst wirklich zu fallen. So ist das zumindest bei mir. Vielleicht liegt es aber auch an schlechten Erfahrungen, dir wir gemacht haben. Wenn wir wirklich gesagt haben, was wir fühlen und uns danach abgelehnt gefühlt haben. Ich wünschte ich könnte wirklich immer, überall und vor allem zu jedem tatsächlich sagen was ich fühle. Ich wünschte ich könnte immer selbstbewusst und stark sein. Aber das ist eben nicht so. Und das ist in Ordnung. Weil ich auch unsicher sein darf. Weil ich auch mal schüchtern und zurückhaltend sein darf.
Und an alle, die jetzt wieder Angst haben, ich zeige zu viele persönliche Gefühle und schrecke dadurch jemanden ab: macht das doch auch mal, Emotionen zeigen. Ist vielleicht sogar sinnvoller, als mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Jul 26.2020 / 9:13 am /
Liebe Isabel, ich lese aus Deinen Worten schon sehr viel Weisheit. Du hast schon sehr früh gelernt, was ich erst viel später lernte. Das ist ein grosses Glück…so kannst Du mutig in Deine Zukunft gehen und Deinen Weg meistern. Ich bin stolz auf Dich, was Du alles geschafft hast und wie Du Deinen ganz persönlichen Weg gehst.